Anfang Juli 2019 erhielt ich eine Mail von einem deutschen Paar, das Ende Juni/Anfang Juli Urlaub in Vejlby Klit gemacht und eine Katze am Ferienhaus hatte.
Aber es war eben nicht nur eine Katze, die sie gefüttert hatten, nein, es steckte, wie so oft, eine Geschichte dahinter...
Bereits bei ihrer Ankunft im Ferienhaus wurden sie von dieser Katze begrüßt, freundlich und zutraulich.
Brigitte und ihr Mann gingen davon aus, dass es die Katze des Ferienhausbesitzers ist.
Einige Tage später stellte sich aber heraus, dass sie offenbar tragend war - und zwar schon relativ weit.
Sie war nicht markiert und so glaubten sie an eine Streunerin und fassten den Entschluss, sie am Ende ihres Urlaubs mit nach Hause zu nehmen.
Doch es kam anders, denn Liza, so hatten sie sie genannt, verschwand eines Nachmittags und kehrte erst drei Tage später (ohne dicken Bauch, aber mit freigenuckelten Zitzen!) zurück.
Eine Mitnahme kam nun nicht mehr infrage, denn es war nicht zu klären, wo Liza ihre Kleinen geboren und abgelegt hatte.
Stattdessen fanden sie mich und mein Projekt im Internet und schrieben mir eine Mail.
Ein Besuch in Vejlby Klit im Sommer erschien mir nach dieser Meldung sinn- und reizvoll, und ich hatte Ende Juli ohnehin eine Woche Urlaub geplant.
Also sagte ich (mal wieder) meinen Wanderurlaub ab und bat meine Freundin Sabine in Nörre Nebel um Obdach für eine knappe Woche, denn ein halbwegs erschwingliches und dennoch nettes Ferienhaus war nicht mehr zu bekommen.
Der Plan war, meine bekannten Futterplätze abzuklappern und Liza und ihre Kitten mit nach Deutschland zu holen. Kastrationen und weitere größere Aktionen hatte ich nicht vor.
Wahrscheinlich denken nun viele: "Das ist ja verrückt, denn wer weiß, ob ich die Katze 4 Wochen später überhaupt finde und dann noch die Kleinen entdecken werde....".
Ja, das stimmt, aber ohne ein bisschen "verrückt" gäbe es diese ganze Arbeit für die dänischen Streuner nicht.
Also startete ich am 17.07. mitten in der Nacht.
Die Fahrt lief prima und ich wollte auf dem Weg in Ballum, kurz hinter der Grenze an einem größeren Futterplatz, noch Futter abgeben.
Nach Ausladen der Säcke und Dosen noch ein kurzer Blick zum Futterhaus.
Da saß eine der Miezen zusammengekauert auf der Wiese.
Ich kannte das Katzenmädchen. Es war eines der im Juli 2017 kastrierten Tiere, das mir aber bereits im März letzten Jahres bei einem Zwischenstop nicht wirklich gesund wirkte - jedoch nicht mehr in die Falle ging.
Der Fütterer berichtete mir auch, dass sie Schwierigkeiten beim Kauen hätte und er deshalb, speziell für sie, das Futter püriert.
Als ich das Mädchen sah, hörte ich bereits das Problem. Das Atmen war ein Rasseln und aus der Nase tropfte eitrige Flüssigkeit. Zudem hörte sie mich anscheinend nicht.
Das war meine Chance. Schnell eilte ich zum Auto, setzte eine Transportbox zusammen und rief beim Tierarzt meines Vertrauens an, ob ich rasch mit einem Notfall vorbeikommen könnte.
Ich stellte der Mieze Futter direkt vor die Nase und als sie den Kopf vorstreckte, griff ich zu.
Beim Tierarzt bot sich ein Bild des Jammers - es blieb nur noch die Erlösung.
So hatte ich mir meinen Anreisetag nicht vorgestellt - aber ich hatte die Hoffnung, dass es die einzige traurige Begebenheit sein würde.
Bei Sabine angekommen, gab es in kurzen Hosen bei Sonnenschein einen Kaffee auf der Terrasse. Wunderbar.
Danach fuhren wir nach Bork Havn: ein Rundgang durch die Siedlung mit der Entdeckung potentieller Futterstellen (wo ich ja schon mal da bin, vielleicht gibt es doch etwas zu tun...) und ein Eis am Hafen.
Fast wie echter Urlaub...;-)
Und am nächsten Morgen wieder Bork Havn.
Sabine und ich sprachen eine ältere dänische Dame an, vor deren Tür eine Schale mit Katzenfutter stand.
Sie hatte eine eigene Katze, wusste aber, dass ein Kater an ihrem Haus herumstreunt - und ein älterer Herr in der Nähe füttere eine Katze, die vor kurzem auch Junge zur Welt gebracht hatte.
Wir fanden die Futterstelle und der Herr berichtete, dass die Kleinen nun wohl gut zwei Monate alt und schon ein paar Mal mit dort gewesen seien - die Mutter aber relativ regelmäßig zum Fressen komme.
So wollte ich es doch mit einem Fang zur Kastration versuchen, da ich eine Trächtigkeit wohl nicht zu befürchten hatte, stellte die Falle (zuerst einmal unscharf) auf und eine Kamera dazu - und kaum hatte ich mich umgedreht, war das Mädchen auch schon da...
Mangels Tierarzt-Termin wurde es an diesem Tag jedoch nichts mehr mit einem Fang-Versuch.
Dafür gab es am Hafen ein Wiedersehen mit der 2016 kastrierten Hanna.
Damals gab es dort noch die vermüllte Hütte eines Alkoholikers, der darin die Katzen des Hafens eher unregelmäßig fütterte. Fünf Katzen hatte ich dort fangen und kastrieren lassen können.
Nachdem der Mann verstorben war, wollte man nicht mehr so viele Katzen am Hafen.
So wurde dann auch der von mir kastrierte (und durch Chip und Tätowierung markierte) Aaron von einer der "Tierschutzorganisationen" eingefangen und eingeschläfert.
Bescheid bekam ich damals nicht, wahrscheinlich wurde noch nicht einmal ein möglicher Chip ausgelesen - leider erlebe ich das in Dänemark immer wieder.
Eine weitere kastrierte Mieze wurde, so berichtete der Hafenmeister, von Urlaubern mit nach Hause genommen.
Und Hanna blieb am Hafen. Sie hat eine feste Hütte als Unterschlupf
und wird regelmäßig gefüttert - und steigt, wenn ihr Fütterer kommt, sogar in dessen Auto um eine Runde um den Hafen gefahren zu werden...;-)
Immerhin scheint für sie gut gesorgt zu sein, denn Fell und körperlicher Zustand sehen gut aus.
Am nächsten Morgen fuhr ich dann wie geplant die fast 100 km nach Vejlby Klit, um vielleicht wirklich Liza und ihre Jungen zu finden...
Früh morgens im Ferienhausgebiet angekommen, waren noch kaum Urlauber unterwegs und ich ging eine Runde - tatsächlich fand ich ein Haus, an dem zwei (leere) Tellerchen standen und auf dem Rasen des Nachbarhauses saß ein bekanntes Katzengesicht:
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Tim, kastriert im März 2016
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Und da die Futterstelle nicht weit von dem Ferienhaus von Brigitte entfernt war, wollte ich hier später nochmals vorbeischauen.
Zwischendurch ein kurzer Blick nach meinem Futterhaus im Viktoriavej.
Schön, dass dort ebenfalls zwei bekannte Miezen zu finden waren:
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Ben und Thea (beide kastriert im März 2016)
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Bei meiner Rückkehr zu dem Ferienhaus mit den Tellerchen waren die dänischen Besitzer dort.
Als ich auf sie zuging um sie anzusprechen, fiel mein Blick auf die Katze, die sich dort aufhielt: Liza!
Ich hatte sie also wirklich gefunden.
Allerdings wussten die dänischen Hausbesitzer nichts von möglichen Jungen, so setzte ich mich auf einen der grasbestandenen Wälle zwischen den Häusern und wartete.
Aber Liza schien kein Interesse daran zu haben, dort wegzugehen.
Und so wartete ich weiter - und fragte irgendwann die deutschen Urlauber im Nachbarhaus, ob sie denn vielleicht die Katze kennen.
"Ja klar, und wir haben sie und die Schwarze mit weiß (gemeint war Tim) auch schon gefüttert.", war die Aussage - auch dort aber keine Kenntnis von möglichen Kitten.
Schließlich, nach 2-3 Stunden des Wartens erhob sich Liza, aber nur um auch auf dem Nachbargrundstück nochmal zu betteln....
Dann aber schien sie ein Ziel zu haben. Sie lief durch die Büsche in Richtung der Schienen, weg von der Siedlung....
In einigem Abstand folgte ich ihr, immer wieder schaute sie sich um, so dass ich ihr viel Raum ließ.
Einige größere Büsche waren dazwischen, ich befürchtete bereits, sie verloren zu haben, ging in ihre Richtung langsam hinterher.
Mist, da saß sie, als wollte sie checken, ob ich ihr folge, also bog ich ab, tat so, als hätte ich sie nicht gesehen.
Und dann setzte auch sie sich wieder in Bewegung und lief in Richtung eines Hauses.
Ah, dachte ich, das ist also Dein Platz.
Aber dann.... sie sprang auf eine kleine Mauer an dem Haus, lief sie entlang und mit einem Satz von unten in den Dachüberstand!
Oh nein! Das konnte jetzt nicht sein!
Da käme ich niemals dran....
In der Nähe war ein Däne, der gerade den Rasen mähte, wie sich herausstellte der Hausbesitzer.
Und da wir uns nicht verständigen konnten, machte er sich sogar die Mühe mit mir zum Ferienhausvermieter zu fahren, damit man dort übersetzen könnte.
Im Ergebnis war es aber leider so, dass es keinen Zugang zum Dach gab, keine Luke, keine Treppe.
Ich war so nah dran und doch so weit weg....
Verdammt.
Aber sie hatte sich einen tollen und sicheren Platz für ihre Kleinen ausgesucht, eine tolle Katzenmama!
So fuhr ich enttäuscht zu Sabine zurück.
Dennoch sollten die verbleibenden Tage noch aufregend und erfolgreich werden!
Anke