Mittwoch, 23. Januar 2013

Gegen das dänische Katzenproblem; Usinger Anzeiger vom 23.01.2013

23.01.2013 - CRATZENBACH/BJERREGARD

Anke Kaulfuß und Thomas Dietrich aus Cratzenbach 
kümmern sich um verwilderte Tiere in Ferienhausgebiet

(sn). Beim Thema verwilderte Katzen denkt der Tierschützer zuerst an Südeuropa. Dass es aber auch in Dänemark ein Katzenproblem gibt, stellten Anke Kaulfuß und Thomas Dietrich aus Cratzenbach bei ihren ersten Aufenthalten im Ferienhausgebiet Bjerregard in den Jahren 2003 und 2004 fest.
„Von was leben die hier?“, fragten sich die beiden Urlauber, als sie mehrere Katzen durch das in den Wintermonaten ziemlich verwaiste Ferienhausgebiet streifen sahen. Beim Gespräch mit Mitarbeitern einer örtlichen Tierklinik, die die Situation kannten, kam heraus, dass die Katzen im Sommer von den vielen Urlaubern dort gefüttert werden und sich vermehren. Aber in den feuchten und kalten Wintermonaten gingen viele Tiere aufgrund von Nahrungsmangel qualvoll zugrunde, erfuhren Kaulfuß und Dietrich. So würden die meisten Katzen dort nur zwei bis drei Jahre alt.
Die ersten Überlegungen der beiden mündeten zunächst darin, eine Katze einzufangen und mit nach Deutschland zu nehmen. Dort konnten Kaulfuß und Dietrich sie weiter nach Karlsruhe vermitteln, wo sie noch heute lebt.
Seit 2007
Aber da sie ja schließlich nicht alle Katzen mit nach Deutschland „schleppen“ konnten, starteten die beiden im Jahr 2007 ihr ungewöhnliches Tierschutzprojekt, denn die beiden Cratzenbacher fingen eine Katze ein und ließen sie in der Tierklinik kastrieren. Dort wurden sie zwar etwas merkwürdig angeschaut ob ihrer Bitte, aber für rund 200 Euro wurde die Komplettoperation durchgeführt. So verwandelte sich das Ferienhaus der beiden Tierschützer in eine „Aufwachstation“. Nach wenigen Tagen ließen sie die Katze wieder frei.
Inzwischen haben sie ihre Ausrüstung um eine Wildkamera und Aufwachkäfige aufgestockt. „Es ist immer spannend morgens den Speicher der Kamera auszulesen“, erzählt Kaulfuß. Da sie die behandelten Katzen mit Tätowierungen im Ohr markieren, können sie erkennen, ob die Katze bereits kastriert ist. Jedes Tier wird fotografiert und bekommt einen Namen. Die beiden Katzenliebhaber freuen sich auch über jedes Katzenfoto, das ihnen aus dieser Gegend zugeschickt wird, besonders wenn sie darauf einen ihrer Schützlinge wiedererkennen. So konnten sie in den vergangenen Jahren 17 weibliche und männliche Katzen einfangen und sie kastrieren lassen. Und sie haben alle in den folgenden Urlauben auch wiedergesehen. In den Jahren 2011 und 2012 stellten die beiden Cratzenbacher keinen Katzennachwuchs in Bjerregard mehr fest. „Darauf sind wir stolz“, berichtete Anke Kaulfuß, „wir machen das mit Herzblut und inzwischen fühlen wir uns „verpflichtet“ weiterzumachen“.
Und so allmählich konnten sie auch die Unterstützung der Ferienhauseigentümer gewinnen, die jetzt den Flyer der Tierschützer an ihre Gäste verteilen. Auch einen Internet-Blog hat Dietrich eingerichtet. Andere Urlauber, die so auf ihre Aktion aufmerksam geworden sind, unterstützen die Katzenhilfe mit Spenden. Und ein Dauerbewohner der Ferienhaussiedlung erklärte sich bereit, die Katzen auch im Winter zu füttern. Seitdem versorgen Kaulfuß und Dietrich ihn mit etwa 100 Kilogramm Trockenfutter im Jahr. Die dänische Katzenzeitschrift „Min ven Katten“ hat auch schon mehrfach über die beiden deutschen Tierschützer berichtet. In Dänemark, zumal in dieser ländlichen Gegend dort, herrscht ein ganz anderer Tierschutzgedanke. Eingefangene Katzen, die nicht innerhalb von zwei Wochen vermittelt werden können, werden eingeschläfert, obwohl sie gesund sind. Und gerade hier an der dänischen Westküste, wo es etwa 40 000 Ferienhäuser gibt, die oft nur im Sommer bewohnt sind, ist das Problem der Katzen weiter verbreitet.
Auf die Nachbarinsel
Für März 2013 haben Kaulfuß und Dietrich auf der Insel Rømø, der dänischen Nachbarinsel von Sylt, ein Ferienhaus gemietet, um dort ihre Aktion fortzusetzen, nachdem in Bjerregard das Problem zurzeit im Griff ist. Der Ferienhausvermieter dort hat sie schon angekündigt. Und so haben die beiden Cratzenbacher bereits Hinweise erhalten, wo dort verwilderte Katzen zu finden sind.
Weitere Informationen unter: http://bjerregardkatzen.blogspot.de/ oder www.bjerregardkatzen.de.

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